Fullstack Designer

Der Begriff des Fullstack Designers ist bei Travis Neilson, Google Designer, geklaut. Er trifft aber genau die Jobauffassung, die ich für mich in Anspruch nehme. Einblick in alle Teile bei der Produktentwicklung zu haben, befähigt den UX Designer, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die passenden Fragen zu stellen.

Warum "Fullstack"?

Fullstack kommt aus der Entwicklung und bezeichnet einen Developer, der sowohl Backend als auch Frontend programmiert. Das ist aus zwei Gründen sehr praktisch. Zum einen ist es nützlich, wenn das Projekt nicht so groß ist, dass es zwei Programmierer bräuchte. Zum anderen versteht der Fullstack die Schnittstelle zwischen Backend und Frontend und kann so effizient schlanke und performante Anwendungen bauen.
Fullstack bezogen auf UX beginnt in der ersten Konzeptionsphase und dem ersten Verstehen, welche Probleme vorhanden sind und überhaupt gelöst werden sollen. Es geht dann in die Beobachtung und Entwicklung von ersten Lösungsszenarien, Lo-Fi und dann Hi-Fi. Aus dem Prototyping geht es dann in die Entwicklung von proof of concepts und Piloten.
Der UX Designer ist im gesamten Prozess immer der Anwalt der Nutzer, er ist immer derjenige, der die Bedürfnisse und Rechte der Nutzer gegen die des Business verteidigt. Dabei aber hat er ein Verständnis für alle Aufgaben, die im Zyklus anfallen und kann vermitteln und Impulse geben. 

Kein Ersatz für Spezialisten

Das heißt natürlich nicht, dass er die Spezialisten ersetzt. Der UI Designer, der Content-Spezialist und der Frontend-Entwickler sind schließlich die Experten und verfügen über ein ganz anders vertieftes Wissen und Expertise. Wenn aber der UX Designer versteht, was es ist, das sie tun, kann er für die Nutzungs-Szenarien und Customer Journey sensibilisieren und so darauf hinwirken, dass ein Produkt tatsächlichen Nutzen stiftet und nicht an den Erfordernissen der echten Welt vorbeigeht. 

Ethik des Designens

Ich klaue bei noch einem Designer und sage mit Mike Monteiro, dass Designer keine Künstler sind, sondern Handwerker, die im Auftrag von Menschen Dinge für Menschen gestalten. Damit bekommt ihr Job eine ethische Dimension, indem sie darüber entscheiden, ob Produkte nur für bestimmte Personen nutzbar sind oder ob es nur mit dem Umgehen und Ausnutzen von Persönlichkeitsrechten funktioniert. Sie sind Türsteher, Anwalt und Moralapostel in einem. Der Designer gewährt und verweigert Zugang, idealerweise verteidigt er seine Nutzer gegenüber rein profitorientierten Beweggründen und er sollte sich die Fragen über die ethischen Hintergründe stellen, mit denen sich die Nutzer nicht beschäftigen. 
Und das können Designer nur, wenn sie Einblick in alle Bereiche des Produkts haben. Die User Experience ist nicht nur der gut konvertierende Call to Action, es ist auch die Berücksichtigung dessen, was hinter dem Rücken der Nutzer vor sich geht.